House of Cards: Weiterhin nichts zu lachen

Nachdem es erstaunlich lange gedauert hat, bis ich mich durchringen konnte, die zweite Staffel von House of Cards fertig zu sehen, muss ich sagen, dass ich sie alles in allem dann doch ziemlich gut fand – man muss allerdings eine Abstriche machen.

Die einzigartige Mischung aus berechnender Ehrlichkeit, gespieltem Patriotismus und der typisch underwoodschen Chuzpe, mit der Frank am Ende seinen Präsidenten ausspielt – das hat mich dann doch überzeugt. Niemand spielt den allesversengenden Zynismus der Macht so konsequent und charmant wie Kevin Spacey. Wobei schon klar ist, dass er ohne den Engel aus Stahl an seiner Seite nicht so weit gekommen wäre. Robin Wright als Claire Underwood ist natürlich auch großartig – streckenweise fand ich sie noch überzeugender als ihren Mann. Vor allem, weil sie sich erlaubt, zumindest noch ansatzweise unter dem zu leiden, was sie tut – auch wenn sie mit ihren Manipulationen letztlich genauso raffiniert, ja eigentlich sogar deutlich subtiler vorgeht als ihr Ehemann. Immerhin weint sie noch ein paar heimliche Tränen, wenn sie ihre Züge gesetzt hat, weil sie weiß, dass nun wieder Opfer fällig werden, die andere für sie und ihren Mann bringen müssen.

Screenshot: House of Cards, USA 2014

Screenshot: House of Cards, USA 2014 – Frank und Claire Underwood

Alles in allem ist schon enttäuschend, dass Frank die ganze Serie über einfach nur ein abgewichster Superbösewicht ist, der keinerlei menschlichen Regungen mehr zu verspüren scheint – hier sind die weiblichen Charaktere deutlich spannender. Denn auch Franks Nachfolgerin als Fraktionsführerin, Jackie Sharp (Molly Parker), ist nicht ohne – sie ist genauso durchtrieben wie die harten Jungs, mit denen sie zu tun hat. Und letztlich muss sie noch härter als sie sein, um sich durchzusetzen. Hier ist aber wenigstens die Frage spannend, ob sie hart genug sein wird, um sich mit ihren abweichenden Ansichten durchzusetzen – bei Frank ist das ja ohnehin klar.

Das nervt – auch dass beispielsweise der Mord an Zoe Barnes letztlich nur ihren ehemaligen Kollegen Lucas Goodwin (Sebastian Arcelus) belastet, der zu immer verzweifelteren Methoden greift, um irgendwelche Beweise zu finden. Das kann natürlich nicht gut ausgehen, und es geht denkbar schlecht für Lucas aus. Und auch Franks Leib- und Magenspezialisten in Sachen Hausmannskost, Freddy Hayes (Reg E. Cathey), erlebt nach dem Aufschwung seines Spare-Ribs-Ladens durch die plötzliche Prominenz seines Vorzugsgastes einen hässlichen Absturz – wer Franks Wege kreuzt, kann nur als Verlierer enden, selbst, wenn er nie die Absicht hatte, gegen diesen Übermacher anzutreten. Das ist einerseits konsequent, andererseits dann doch auch ziemlich öde: Wenn es überhaupt keine Möglichkeit für die anderen gibt, auch mal einen Stich zu machen, und sei es nur versehentlich, dann bleibt für den Zuschauer überhaupt keine Möglichkeit, sich auch mal klammheimlich mit wem anders mitzufreuen. Das ist es, was ich an dieser Serie vermisse: Es gibt einfach nichts zu lachen.

Screenshot: House of Cards, USA 2014

Screenshot: House of Cards, USA 2014

Normalerweise habe ich geradezu eine Allergie gegen dieses ganze „Man-muss-auch-immer-das-Positive-sehen“-Zeug. Im Gegenteil: Es kann gar nicht schlecht genug laufen. Deshalb mag ich ja auch diese ganzen skandinavischen Serien und Filme, in denen die Wendung zum Schlimmstmöglichen mit bewundernswerter Konsequenz zelebriert wird. Aber bei House of Cards wird das ohne jeden Humor durchgezogen. Es gibt null Humor – nicht einmal schwarzen. Alle sind entweder ohnehin maßlos verdorben, böse und zynisch oder wenigstens total verzweifelt, aber auf jeden Fall verlieren sie. Und das ist einfach schlimm, weil auf Dauer langweilig. Da können sich die Drehbuchschreiber noch so raffinierte Winkelzüge ausdenken – mangelnde Komplexität der Handlung kann man der Serie wirklich nicht vorwerfen.

Aber die handelnden Charaktere könnten durchaus ein bisschen komplexer sein. Nichts gegen menschliche Schwächen, die auch hier ausführlich benutzt werden, um Gegner zu Fall zu bringen. Aber zu den menschlichen Schwächen gehört ja auch, dass der Mensch gelegentlich gut sein möchte – okay, in Falle von Doug Stamper (Michael Kelly) gibt es ein Beispiel, wo der Versuch, dieses Gutsein auszuleben, mal wieder konsequent schief geht – in dem Doug die ehemalige Prostituierte Rachel (Rachel Prosnahan) nicht wie befohlen diskret aus dem Weg räumt, sondern versucht, ihr ein neues Leben zu ermöglichen, macht er Rachel nicht unbedingt glücklich. Es hätte natürlich besser laufen können, wenn Doug sie einfach in Ruhe gelassen hätte. Aber er hatte natürlich ja seine eigene Agenda. Und Rachel spielt leider nicht wie erwartet mit. Als eine der wenigen Überraschungen schafft sie es immerhin, sich in der letzten Folge aus der erdrückenden Protektion ihres zweifelhaften Gönners zu befreien, in dem sie ihn mit einem Stein niederschlägt (erschlägt?) und mit seinem Auto abhaut. Aber vermutlich wird auch das nicht lange gut gehen. Es kann gar nicht. Aber auf welche Weise es nicht gut gehen kann, werden wir aber erst in der dritten Staffel erfahren.

Screenshot: House of Cards, USA 2014

Screenshot: House of Cards, USA 2014: Frank hat es geschafft

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