Was mit Weltraum: Space Force

Was mit Weltraum ist oft nicht die schlechteste Idee für eine Serie, und Apple hat mit For all Mankind eine ziemlich gute Weltraumserie hingelegt. Die bei genauerem Hinsehen ein Familiendrama ist, verteilt über mehrere Familien. Aber warum nicht. Auch im Weltraum bleiben Menschen Menschen und müssen vor allem menschliche Probleme lösen, die technischen Probleme sind nur Vehikel dafür.

Die besten Weltraumserien spielen ohnehin auf der Erde, wie die Hulu-Serie The First, die von der ersten bemannten Marsmission handelt. Leider gibt es davon nur eine Staffel, weil das Publikum offenbar etwas anderes erwartet hatte. Nun ja, wer Action auf dem Mars sehen will, kann sich ja die Pseudo-Doku Mars des National Geographic Channel ansehen. Die zeigt die Abenteuer der ersten sechs Astronauten, die im Jahr 2033 tatsächlich auf dem Mars landen. Mars ist solide Science Fiction, die viele reale Elemente verwendet, die Serie kann ich ausdrücklich empfehlen. 

Serienposter space force Bild: Netflix.com

Serienposter Space Force: John Malkovich, Tawny Newsome, Lisa Kudrow, Steve Carell, Jimmy O.Yang, Ben Schwartz, Diana Silvers Bild: Netflix.com

Von der Realität überholt wurde indes die neue Netflix-Serie Space Force, die zwar auch sentimentale Familiendrama-Momente hat, aber ausdrücklich Comedy ist. Die United States Space Force wurde tatsächlich im Dezember 2019 als eigenständige Teilstreitkraft der USA eingerichtet. US-Präsident Trump wird als Initiator der Weltraumtruppe in der Serie nicht namentlich genannt, aber ein US-Präsident, der gern twittert und dabei skurrile Rechtschreibfehler macht, muss nicht extra erklärt werden.

Steve Carell spielt den Vier-Sterne-General Mark R. Naird. Eigentlich wollte Naird seinen einstigen Vorgesetzten General Kick Grabaston (Noah Emmerich) bei der Air Force ablösen, doch nun muss er mitsamt seiner Familie von Washington DC ins ländliche Colorado umziehen, um die neue Einheit zu formieren. Bis 2024 will der Präsident Soldaten auf dem Mond sehen. („Boots on the moon“ oder vielmehr „Boobs on the moon„, wie der Originaltweet forderte).

Eine enorme Herausforderung für alle Beteiligten, vor allem für Dr. Adrian Mallory (John Malkovich) und seinen Assistenten Dr. Chan Kaifang (Jimmy O. Yang). Mallory mag ein brillanter Wissenschaftler sein, aber er ist durch und durch Zivilist. Er will durch den Aufbau der US-Mondbasis unsterblich werden, aber nicht, dass sein Name mit Blutvergießen und Krieg in Verbindung gebracht wird. Ziemlich unmöglich, wenn man bedenkt, dass die Space Force die US-Überlegenheit im Weltraum erobern und sichern soll. Denn die Russen und die Chinesen sind ebenfalls auf dem Weg zum Mond.

Natürlich sind die Chinesen noch schneller, und sie haben sogar die Frechheit, den Amerikanern die Landung am eigentlich angepeilten Landeplatz verbieten zu wollen, weil sie angeblich irgendwelche wissenschaftlichen Experimente durchführen, die die Amerikaner mit ihrer Landung stören würden. Wobei, vorher haben sie schon einem ersten Modul des Projektes sauber die Sonnenpaneele amputiert, die für die Energieversorgung zuständig waren. Daraufhin mussten zufällig im All verbliebene Tiere als Astronauten aktiviert werden, ein Schimpanse und ein Hund, die aber beide an der Komplexität menschlicher Technik sowie ihren tierischen Schwächen scheiterten.

Doch auch auf der Erde hat Naird seine Not, seine Ehefrau Maggie (Lisa Kudrow) landet aus nicht näher erklärten Gründen für lange Zeit im Knast und so steht der Vier-Sterne-General als alleinerziehender Vater einer störrischen Teenager-Tochter da (Diana Silvers als Erin), die ihre Freunde aus der Stadt vermisst und versucht, auf Teenager-Art auf dem Lande Spaß zu haben. Was immer wieder grandios misslingt, so dass Naird gefordert ist. Außerdem hat er auch noch alte Eltern, die er mit der Weltraumtechnik lokalisieren muss, wenn sie den Weg nach Hause nicht mehr finden.

Und dann sind da noch politische Querelen mit schwierigen Kongressabgeordneten, aus denen das nächste Budget für neue Missionen herausgeleiert werden will oder die Oberknalltüte Tony Scarapiducci (Ben Schwartz), der PR-Beauftragte der Space Force, dem keine Idee dumm genug ist, um eine Menge Aufmerksamkeit in den Asozialen Medien zu generieren. Denn von seinem Oberchef, dessen Name nicht genannt werden darf, hat er ja gelernt, dass es nur darauf ankommt.

Subtile Anspielungen gibt es in Space Force eigentlich keine, hier findet Holzhammerhumor krachendster Güte statt, der mich aber mit den ersten zehn Folgen gut unterhalten hat, so dass ich mir tatsächlich eine Fortsetzung wünsche.

Insbesondere John Malkovich als arroganter, aber irgendwie auch humanistisch motivierter Wissenschaftler ist überragend. Erwähnen muss ich unbedingt auch Tawny Newsome als Captain Angela Ali, die von der persönlichen Hubschrauberpilotin des General Naird zur Kommandatin der ersten Weltraumbasis der USA aufsteigt. Und natürlich Dr. Chan Kaifang (Jimmy O. Yang), den man als Jian Yang aus Silicon Valley kennt. Diversitäts- und gendertechnisch macht die Serie also ziemlich viel richtig. Ansonsten ist sie so konfus und durchgeknallt, wie die Zeit, in der wir leben. 

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